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Dichterlesung im Spexarder Bauernhaus

 
Markus von Hagen (links) und Michael Decker (rechts).

Im alterwürdigen Spexarder Bauernhaus wurde das Melodram „Enoch Arden“, ein Werk des weltberühmten englischen Dichters Alfred Lord Tennyson, wieder lebendig. gesprochener Text mit musikalischer Begleitung zu einer interessanten Komposition, die der vortragende Markus von Hagen (Münster) und Pianist Michael Decker (Viersen) begeisternd vortrugen.

Die Geschichte des Seefahrers Enoch Arden erzählte von Hagen mit einer unglaublichen Sprachgewandtheit. Das Publikum wurde bei Kerzenschimmer schnell in den Bann des Seefahrers und seiner Lebensgeschichte gezogen. Enoch Arden und sein Freund Philip Ray lieben die gleiche Frau, mit der sie in einem englischen Fischerdorf in der Mitte des 18. Jahrhunderts aufwachsen. Enoch und Annie heiraten und gründen eine Familie. Ein persönliches Unglück zwingt Enoch, gegen den Willen seiner Frau, eine lange Reise anzutreten. Enoch kehrt nicht zurück, und Philip nimmt den Platz seines alten Rivalen an. Enoch gerät in den zehn Jahren in Vergessenheit. Er wird als Schiffbrüchiger auf eine Insel verschlagen und kehrt erst viele Jahre später nach England zurück. Es bricht ihm fast das Herz, als er seine geliebte Frau und die Kinder im neuen Familienglück sieht. Er gibt sich seiner Frau zuliebe aber nicht zu erkennen, um das Leben seiner Geliebten nicht zu zerstören. Erst auf dem Sterbebett bittet er seiner Hauswirtin darum, Annie und ihrer neuen Familie seines Segens und seiner Liebe zu versichern. Enoch Arden trug die Last der Einsamkeit.

Markus von Hagen wusste gekonnt das Publikum in seinen Bann zu ziehen in den achtzig Minuten, in denen er das Seefahrtsmelodram äußerst spannend vortrug. Mit seiner Ausstrahlung und einer gehörigen Portion Mimik nahm er sie mit in das raue englische Klima und ließ die Menschen mit ihrer kargen Umgebung in die Zeit von heute auferstehen. Die klangvolle Verserzählung, die Alfred Strodtmann aus dem englischen ins deutsche Übertrug, brachte Markus von Hagen in der Sprache von einst hervorragend rüber. Auch nach mehr als 100 Jahre nach der Entstehung aus der Feder Lord Tennysons, dem Goethe Englands, wirkt „Enoch Arden“ immer noch fesselnd. Der gelungene Abend wurde erst zudem mit der musikalischen Begleitung von Michael Decker. Am Klavier gab er Kompositionen des Münchener Musikers und Komponist Richard Strauß aus der Hochromantik preis. Strauß hatte bereits 1896 die Musik zu „Enoch Arden“ auf Papier gebracht. In den schicksalhaften Momenten griff das Piano geschickt in den Handlungsbedarf ein und zeigte die interessante Komposition aus Musik und Text deutlich auf.
Die mächtig lauschenden Zuschauer gefiel die eher unbekannte Art des Vortragens aus Musik und sprechendem Wort und waren ganz baff, dass die rund eineinhalbstündige Veranstaltung im Fachwerkgemäuer so rasch verging. Der Heimatverein Spexard durfte sich bei seiner Prämiere in Sachen Literatur über einen hohen Zuspruch freuen im Fleet des Bauernhauses, dass bis auf den letzten Platz gefüllt war. Mit freudigem Beifall bedankten sich die eifrigen Zuhörer bei ihren Künstlern, die für eine nette Abwechselung gesorgt hatten.



Letzte Änderung: 15. Dezember 2006