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Modern leben im Vierständerhaus

 
Heinrich Spexard hat sich einen Traum erfüllt und das Haupthaus auf seinem Meyerhof von Grund auf renoviert. »Der Reiz liegt in der Verbindung von Altem und Neuem«, sagt der 51-Jährige, der drei Jahre allein für die Planung des Vorhabens brauchte.

Im Dunkel der Geschichte liegen die Anfänge des Meyerhofes in Spexard, dessen Bestand an Gebäuden sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat. Das Alte zu bewahren und gleichzeitig zu modernisieren - diesen Spagat hat der heutige Besitzer Heinrich Spexard gewagt und sich mit der Renovierung des Haupthauses einen Traum erfüllt.

Schon im 11. Jahrhundert wurde der Hof an der Linteler Straße erwähnt, und noch immer ist er im Besitz der Familie Spexard, die ihn über die Jahrhunderte bewirtschaftet hat. Von den ursprünglichen Gebäuden ist nichts mehr erhalten, heute gehören Stallungen, neuere Wohnhäuser und eine Brennerei von 1904 zu dem Gebäudeensemble. Und, als Kernstück, das Haupthaus aus dem Jahre 1823.
Heinrich Spexard (51) verbindet mit diesem Haus, in dem er geboren wurde, die ideale Form des Wohnens: »Es ist die Atmosphäre. Die kriegt man heute sonst einfach nicht«, schwärmt er. In der Zeit, in der er in einer modernen Wohnung gelebt hatte, wollte er »immer zurück« in das historische Gebäude. Drei Jahre hatte Heinrich Spexard an der Renovierung geplant, im November 2005 mit den Arbeiten begonnen, die nun so gut wie abgeschlossen sind. Mit der Renovierung habe er sich »einen Traum erfüllt«.
Von außen blieb das Haus von 1823 nahezu unverändert, abgesehen von neuen Dachgauben. Zwar sind die Fenster neu, wurden in der Gestaltung aber den alten angepasst - eine Konzession an den Denkmalschutz. Als Vierständerbau war das Fachwerkgebäude errichtet worden, rote Ziegel füllen die Gefache aus. An den Enden des Dachfirstes ragen so genannte Irmin-Säulen empor, »Symbole aus heidnischer Zeit, die vor Unglück bewahren sollten«, wie Spexard weiß. 33 Meter lang und 13 Meter breit ist das Gebäude und damit »ungewöhnlich groß«. Denn »die Bauern waren eher arm, weil sie eine Heide- und Moorlandschaft bewirtschaften mussten«, sagt der 51-Jährige, der die landwirtschaftliche Fläche verpachtet hat und einen Handel mit Deko-Grün betreibt.
Der Umfang der Renovierungsarbeiten wird vor allem im Inneren des Gebäudes deutlich. »Wir haben das Haus total entkernt«, erzählt Spexard, der großen Wert auf eine ökologische Bauweise bei der Renovierung durch die Handwerker gelegt hat. So wurde mit Stroh vermischter Lehm als Baustoff ebenso verwendet wie Altpapier als Dämmmaterial. Neueste Technik hat mit der Installation einer Wandheizung Einzug gehalten. Was die besondere Atmosphäre ausmacht ist aber das, was sichtbar aus dem frühen 19. Jahrhundert erhalten geblieben ist. So sind die wuchtigen alten, im Zuge der Renovierung gesandstrahlten Eichenbalken ebenso erhalten geblieben wie eine alte Holztreppe und die fast zweihundert Jahre alten Türen aus Eichenholz.
Eindrucksvoll mischen sich in der Wohnung des Hausherrn alte Gebäudeelemente mit neuen Möbeln. In einem riesigen Raum sind Küche und Wohnzimmer zusammengefasst, in dem das Licht von beiden Gebäudeseiten durch die Fenster scheint. Im Mittelpunkt steht ein großer Kamin, den Spexard ebenfalls modernisiert hat und von dem an den Seiten noch die ursprünglichen Sandsteinelemente zu sehen sind, auf denen das Baujahr 1823 eingraviert wurde. Von der Kombination von Altem und Neuem schwärmt auch Christiane Leipelt, Mieterin in einer der vier Wohnungen, in die das Gebäude aufgeteilt ist. »Das ist traumhaft, das Raumklima ist einfach toll.«
Auf eine moderne Küche wollte Heinrich Spexard ebenso wenig verzichten wie auf moderne Lampen. »Denn das«, sagt er sichtlich stolz, »macht ja den besonderen Reiz aus: Das Alte mit dem Neuen zu verbinden«. Und auf die Frage, was er im Vergleich zu einem Neubau entbehren muss, antwortet er knapp: »Gar nichts«. (Westfalenblatt vom 18.02. 2007)



Letzte Änderung: 3. Mai 2007