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Drogerie und Tabakhaus schließen

 
Wichtige Versorgungsstation: Das Tabakhaus Wiedorfer wickelt auch das Post- und Toto-/Lottogeschäft ab.

An der Verler Straße: Das Tabakhaus Wiedorfer wird schon Mitte des Jahres schließen, die Spexarder Drogerie Ende Dezember. In beiden Fällen gibt es bislang keine Nachfolger. Die Deutsche Post sucht schon seit Monaten nach einem neuen Kooperationspartner. "Spexard, das hat was!" Es stimmt schon, was der Ortsteil da stolz von sich behauptet. Nun aber droht Gefahr, dass der Slogan in "Spexard, was hat es dann noch?" umgetextet wird. Denn an der Verler Straße werden demnächst zwei wichtige Geschäfte schließen. Das eine, das Tabakhaus Wiedorfer, beherbergt zugleich die Postagentur. Zu Hunderten wickeln dort Kunden - und nicht nur solche aus Spexard - ihre Postgeschäfte ab. Das andere, die Spexarder Drogerie, liegt direkt nebenan und spielt seit fünf Jahrzehnten eine bedeutende Rolle in der Nahversorgung. Für etliche Bürger ist es schon deswegen ein gerne besuchtes Geschäft, weil es über einen Kopierer und alles erdenkliche Zubehör für die Eigenherstellung von Wein verfügt.

Tabakhaus Wiedorfer
Inhaber Thomas Wiedorfer (49) gibt das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen auf. Schließungstermin werde Ende Juli sein. Wiedorfer wird den Laden, der neben den Dienstleistungen für die Post vornehmlich Schreibwaren, Zeitungen/Zeitschriften sowie Tabakwaren führt, dann exakt 25 Jahre betrieben haben. Vor 20 Jahren war Wiedorfer einer der Ersten gewesen, der das neue Agenturpartner-Modell der Post annahm. Er erweiterte die Ladenfläche auf circa 90 Quadratmeter und zählte fortan zu den am meisten frequentierten Postfilialen in der Region. Bürger aus Spexard, Verl, Gütersloh und Autobahnpendler: Sie alle nutzen die günstig gelegene Agentur, um schnell mal reinzuspringen und ihre Postangelegenheiten dort zu erledigen. Bis auf das Bankgeschäft wickelt Wiedorfer alles ab, was auch in der Hauptpost an der Kaiserstraße angeboten wird. "Wir sind gut ausgelastet", bestätigt Wiedorfer. Drei Mitarbeiter stehen ihm zur Seite, sonst wäre die Arbeit kaum zu schaffen. Arbeitete er all die Jahre 70 bis 80 Stunden die Woche - von morgens 5.30 Uhr bis abends 19 Uhr - , so musste er zuletzt aufgrund seiner Erkrankungen kürzer treten. Doch noch immer klingelt der Wecker jeden Morgen um 4.15 Uhr. Vor allem mittwochs und samstags, den Lotto-Tagen, sei unheimlich viel zu tun. Dass er vor 25 Jahren das Geschäft vom Vorbetreiber und Hauseigentümer Tigges übernahm, habe er nie bereut, so Wiedorfer. Auch die Entscheidung, Kooperationspartner der Post zu werden, sei goldrichtig gewesen. In das mancherorts zu hörende Wehklagen über die Vertragskonditionen der Post könne er nicht einstimmen. "Das sind absolut ordentliche Modalitäten." Auch aus diesem Grund hoffe er, dass die Post einen Nachfolger für den Agenturbetrieb finde. Postsprecher Rainer Ernzer bestätigte, dass die Deutsche Post in Spexard auf der Suche nach einem neuen Kooperationspartner sei. Schon seit März sei man darum bemüht. "Wir wollen weiter in Spexard vertreten sein und gehen davon aus, übergangslos einen neuen Kooperationspartner präsentieren zu können." In welchem Gebäude, lasse sich noch nicht sagen. Neben einem vereinbarten Festbetrag erhalten die Postpartner eine Umsatzbeteiligung.

 
Gehen in den Ruhestand: Maria Hanschmidt, geborene Eimer, hat 50 Jahre in der Spexarder Drogerie gearbeitet, ihr Mann Dieter kaum weniger. Mit immer neuen Ideen haben sie den großen Drogerieketten die Stirn geboten.

Drogerie Eimer
Die Spexarder Drogerie, in weiten Teilen der Bevölkerung noch unter dem Namen "Eimer" bekannt, wird Ende des Jahres schließen. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. "Wir ziehen uns altersbedingt zurück", sagte Maria Hanschmidt (geb. Eimer), die das Unternehmen gemeinsam mit Ehemann Dieter betreibt. Beide sind 65 Jahre alt. Auch für sie ist die 35-Stunden-Woche seit Jahrzehnten ein Fremdwort. Maria Hanschmidt hatte die Drogerie bereits 1970 von den Eheleuten Kopshoff übernommen, vor 47 Jahren also. Zuvor hatte die Drogistin schon ihre drei Lehrjahre dort verbracht. "50 Jahre sind lang genug, um sich in den Ruhestand verabschieden zu dürfen", sagte Maria Hanschmidt gestern. Ernst und Brunhilde Kopshoff hatten die Drogerie 1963 eröffnet. Sich angesichts der Konkurrenz der großen Drogerieketten derart lange behauptet zu haben, ist ohnehin bemerkenswert. Maria und Dieter Hanschmidt schafften es, indem sie sich bemühten, mit ihren Angeboten stets auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Besondere Kerzen für die Kommunion, neue Batterien für die Uhren, Fußpflege, Kopier- und Fax-Service: Stets kamen neue Ideen hinzu. "Allein mit Drogerie-Ware gäbe es uns schon längst nicht mehr", sagt Maria Hanschmidt. Besonders erfolgreich sind sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen rund um die Zubereitung von Wein. Wer zu Hause Erdbeerwein herstellen möchte, Wein aus Äpfeln, Löwenzahn, Honig, Birnen oder Trauben, findet bei Hanschmidt Beratung und das passende Zubehör: Obstpressen, Hefe, Nährsalz oder Antigeliermittel. Manche Kunden kommen auch nur, um von ihrem Selbstgekelterten den Oechsle-Grad oder den Gehalt an Alkohol bestimmen zu lassen. Maria Hanschmidt wüsste nicht, dass derlei Service andernorts in Gütersloh angeboten würde. Ob und wie es mit den 70 Quadratmetern Ladenfläche weitergeht, wissen die Hanschmidts nicht. "Das liegt nicht in unseren Händen."
(Neue Westfälische vom 17.5.2017)



Letzte Änderung: 26. März 2019