![]() | Sensationssieg sorgt für große Gefühle |
Strahlende Sieger: Jockey Jozef Bojko hat auf Waldpark das 142. Deutsche Derby gewonnen. Nun will er endlich seine Freundin Annett Keller heiraten, die auf dem Gestüt Ravensberg als größter Fan des dreijährigen Hengstes gilt. |
Es ist kurz nach Mitternacht. Um 0.20 Uhr am Montag treffen Andreas Wöhler & Co. in Spexard ein. Die Glocke läutet. Das tut sie immer, wenn ein Pferd ein großes Rennen für das Gestüt Ravensberg gewonnen hat. Und dieses Mal ging es nicht größer: Sensationell hat Waldpark das 142. Deutsche Derby gewonnen. Ein Triumph, der den Jockey zu großen Gesten bewegt.
Jozef Bojko hat's geschafft. Bei seinem sechsten Start in Hamburg-Horn hat der Slowake zum ersten Mal das bedeutendste Rennen des deutschen Turfs gewonnen. Freundin Annett Keller, die am Stall unter den 32 Mitarbeitern als Waldparks größter Fan gilt, ist am Morgen danach immer noch gerührt. »Seit seinem ersten Rennen habe ich Waldpark jedes Mal geführt. Auch beim Höhepunkt seines Lebens - er hat es tatsächlich geschafft«, freut sich Keller.
Auch ihr Jozef ist die Freude ins Gesicht geschrieben. Gut habe er geschlafen, auch die Kopfschmerzen hielten sich in Grenzen. »Es war ein hartes Rennen, umso schöner der Erfolg«, sagt der 39-Jährige. So langsam realisieren alle, dass da Sonntag etwas Großes passiert ist. Am meisten spürt es jedoch Trainer Andreas Wöhler. Der 48-Jährige hat nach 1992 und 1999 zum dritten Mal triumphiert - dieses Mal sogar gleich doppelt.
Doppelsieger: Andreas Wöhlers Pferde dominieren in Hamburg. |
Wöhlers Handy klingelt in einer Tour. »Über zwanzig«, antwortet der Pferde-Pflüsterer aus Spexard auf die Frage, wie viele Telefonate er denn schon geführt hat. Es ist da übrigens kurz nach elf Uhr morgens. Er ergänzt: »Es ist aber schön. Das Ganze war sehr aufreibend für uns alle.« Und spannend. Drei Starter hat der Rennstall Wöhler im 18er-Feld des Derbys unterbringen können. Waldpark bekommt die Nummer zwölf und wird trotz des Fakts, dass er bei drei Starts in diesem Jahr drei Mal gewonnen hat, bei den Buchmachern nur als 115:10-Außenseiter gewertet. Annett Keller und ihren Freund stört das nicht. »Ich war froh, dass ich Waldpark reiten durfte. In dieser Konstellation habe ich mir durchaus etwas ausgerechnet«, verrät Bojko.
Die mehreren zehntausend Zuschauer nehmen Waldpark indes gar nicht wahr. Fast bis zum Ende der 2400 Meter langen Strecke galoppiert der dreijährige Hengst im Mittelfeld, Wöhlers Starjockey Eduardo Pedroza hingegen liegt stets auf Rang zwei. Der Südamerikaner hat sich übrigens selbst für Earl of Tinsdal entschieden. »Das hätte ich auch so gemacht, denn mit Waldpark als Gewinner konnte man nicht rechnen«, findet Wöhler.
»Nicht in Worte zu fassen«: Johann-Henrich und Ute Delius, die Besitzer von Waldpark und Eigentümer des Gestüts Ravensberg in Spexard. |
Am Ende wird es tatsächlich der zweite Platz für Pedroza. »Das ist ein tolles Ergebnis. Beim Derby war ich noch nie so gut«, sagt der Jockey des Jahres 2010. Die Show hat ihm indes ein anderer gestohlen: Mit einem atemberaubenden Finish zieht Jozef Bojko mit Waldpark am gesamten Feld vorbei und triumphiert auf ganz weichen Boden. Die Sensation ist perfekt! »Das Rennen lief super für uns. An der Endschnelligkeit von Waldpark habe ich nie gezweifelt«, erläutert der Slowake. Auch Freundin Annett Keller ist gerührt, fällt kurzzeitig sogar in Ohnmacht. Als sie aufwacht, werden gleich zwei Träume real: Erstens hat ihr Vierbeiner gerade das Rennen seines Pferdelebens gewonnen, zweitens kündigt Freund Jozef an, sie bald endlich zu heiraten. »Ja wir wollen gerne, nur der Termin fehlt«, erklärt Bojko. Die Feier kann steigen, denn von den insgesamt 477 000 Euro Prämien und Preisgeld bekommt der Jockey fünf Prozent. Auch Kellers Sohn Eddy (18) ist aus dem Häuschen: »Ich bin richtig stolz auf Mama und meinen Stiefpapa.« Bei diesem überraschenden Triumph darf er das auch sein.
(Westfalenblatt vom 05.07.2011)