Stöbern Sie im Archiv und in alten Zeiten!


Grenzstein bekommt festen Standort

 
Am Dreiländereck auf Spurensuche von links Johannes W. Glaw, Ulrich Paschke, Norbert Thiesbrummel und Walter Kammertöns.

Der vor knapp einem Jahr in einem Graben zwischen Varensell, Spexard und Lintel gefundene historische Grenzstein von 1774 erhält einen neuen Standort. Das neue „Dreiländereck“ der früheren Gemeinden wird demnächst auf dem Gebiet der Stadt Gütersloh dokumentiert. Der angepeilte Aufstellungstermin ist der 25. Mai. Dann treffen sich die Heimatvereine des Kreises Gütersloh zu ihrer jährlichen Tagung, die in diesem Jahr wegen des Ortsjubiläums 925-Jahre-Spexard im Spexarder Bauernhaus abgehalten wird.
Der Heimatverein Spexard und der Stadtarchäologe der Stadt Gütersloh fanden im vergangenen Jahr den Grenzstein „Nummer 16“ und retteten ihm mit Hilfe von städtischen Mitarbeitern und technischen Gerät. Der Fachbereich Grünfläche bereitete den Grenzstein, der die Grenze der ehemaligen Grafschaft Rietberg und des Amtes Reckenberg dokumentierte, zum Tag des Offenen Denkmals auf. Der Heimatverein Spexard stellte den Stein der breiten Öffentlichkeit vor. Mit einer Ausstellung zur damaligen Grenzziehung fand der Grenzstein großes Interesse bei der Bevölkerung. Seit der Bergung im Juli 2012 arbeiteten Denkmalpfleger Ulrich Paschke und die Bezirksregierung in Detmold an Plänen zur Wiederaufstellung. Daran beteiligt war zusätzlich das Gütersloher Vermessungsamt mit Norbert Thiesbrummel, dem stellvertretenden Fachbereichsleiter Vermessung. Der Vermessungstechniker hatte historisches Kartenmaterial eingesehen und konnte den genauen Standort bei einer Begehung präsentieren. Der eigentliche Grenzpunkt des Dreiländecks befindet sich in der Mitte des Ölbachs. Weil dort kein Grenzstein gesetzt werden konnte wurde die Grenze auf festem Untergrund in genauer Verlängerung der früheren Landesgrenze gesetzt. Dort hat der Stein bis vor ungefähr 15 Jahren gestanden und ist dann in einem Graben gesackt. Mit Fotos vom alten Standort aus dem Archiv des Heimatvereins Spexard wurde er in der Tiefe gefunden und für die Nachwelt gerettet. „Nach zwei Tagen im Archiv konnten wir den richtigen Standort anhand von Kartenmaterial genau festlegen“, beschreibt Norbert Thiesbrummel seine Arbeit. „Die alten Unterlagen sind Gott sei dank noch da und es gibt Mitarbeiter die die lesen können.“

 
Der Stadtarchäologe Johannes W. Glaw (links) und Norbert Thiesbrummel am Fundort des Grenzsteins „Nummer 17“ in einer Wiese zwischen Varensell und Lintel.

Thiesbrummel und sein Mitarbeiter Walter Kammertöns war jetzt beim Termin am Fundort von „Nummer 16“ zu früh erschienen und hatte sich zufällig auf die Suche nach dem nächsten Stein der Grenze gemacht. Mit Hilfe eines Vermessungsgerätes, welches mit einem Satellit verbunden ist, hatten sie „Nummer 17“ nach wenigen Minuten gefunden. Die Technik machte es möglich. Der Fundort liegt ungefähr 200 Meter vom Dreiländereck entfernt und war unterhalb der Grasnarbe. Mit bloßem Auge war der Stein nicht zu erkennen, weil auch die Flurbereinigung in diesem Bereich durchgeführt worden war und ihre Spuren hinterlassen hat. Dadurch sind natürlich Grenzen wie Erdwälle und Hecken verschwunden. „Wieder konnten wir ein Stück Geschichte im Boden finden“, freute sich Stadtarchäologe Johannes Glaw über den Fund. Die zusätzlich anwesenden Denkmalpfleger Klaus Landwehr (Rheda-Wiedenbrück) und Jürgen Krieftewirth (Rietberg) staunten nicht schlecht über die Arbeit der Vermessungsfachleute aus Gütersloh. Der Stein wurde wieder eingebuddelt und die zuständigen Städte Rietberg und Rheda-Wiedenbrück werden sich über eine Bergung verständigen. „Vielleicht ist der Stein noch älter als die bislang gefundenen“, erhofft sich Ulrich Paschke demnächst noch neue Erkenntnisse in Sachen Grenzsteine zwischen Rietberg und Reckenberg. Die Grenzsteinsucher aus Gütersloh werden ihre Arbeit weiter fortführen. Alleine auf Spexarder Gebiet werden noch drei Steine vermisst. „Gütersloh ist reich an Steinen“, sieht sich Johannes W. Glaw in seiner Arbeit bestätigt.

Grenzstein

Die Anfertigung des Grenzsteines erfolgte 1774 durch einen Bielefelder Steinmetz. Der schwere Stein wurde mit weiteren 23 Steinen für die Außengrenzen des Amtes Reckenberg mit sechs Wagen zu je vier Pferden aus Bielefeld abgeholt. Jedes Gespann brachte zwei der schweren Brocken an den Bestimmungsort. Die Kosten (22 Goldmark pro Stück) teilten sich das Amt Reckenberg und die Grafschaft Rietberg. Heute existieren noch 13 dieser historischen Steine.



Letzte Änderung: 25. September 2013