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Herbert Kulig gewinnt die Meisterschaft der Reisevereinigung Gütersloh

 
„Es gibt kein schöneres Hobby“ sagt Taubenzüchter Herbert Kulig.

Die Zucht von Brieftauben und die Flugwettbewerbe der „Rennpferde des kleinen Mannes“ sind für den Spexarder Herbert Kulig mehr als nur ein Hobby. Der 74-Jährige beschäftigt sich seit über 60 Jahren mit den Vögeln. Den größten Erfolg verbuchte der Rentner in diesem Jahr. Nach dem letzten von 13. Preisflügen in dieser Saison holte sich der langjährige Vorsitzende seines Heimatclub Sieglinde Spexard den begehrten Meistertitel der Brieftauben-Reisevereinigung Gütersloh-Stadt.
„Das war eine spannende Angelegenheit“, erzählt Herbert Kulig. Vor dem letzten Preisflug ab Gien in Frankreich lag Kulig auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung und hatte die Meisterschaft fast abgehakt. Es war der Tag des schweren Unwetters im September über dem Ruhrgebiet. Viele Tauben nahmen den Weg über den Kohlenpott und erreichten erst am späten Abend den Schlag. „Ich habe festgestellt, dass meine Tauben aus dem Norden kamen und dem Wetter aus dem Weg gegangen sind. Die müssen über das Münsterland geflogen sein“, sagt Herbert Kulig, der um 19.07 Uhr seine vorbenannten Lieblinge im Schlag hatte. Vier auch Acht heißt das Meisterprinzip im Taubensport. Vor der Saison werden acht Tauben gemeldet von denen vier bei einem Reisetag zurück sein müssen, um am Ende die ausgeschriebenen Preise und die geflogenen Kilometer einzusammeln. Bei den Gütersloher Züchtern entschieden in diesem Jahr die Kilometer. Kulig brachte es auf 50 Preise 18.421 und der Zweitplatzierte, die Schlaggemeinschaft Werner Hanhörster und Andre Rohde (50 Preise) von Falke Sundern hatte 18.258 Kilometer aufzuweisen.

Ein Erfolgsrezept hat der gelernte Tischler Herbert Kulig nicht. „Die Tauben brauchen die gleiche Zuneigung wie alle anderen Tiere auch. Wenn ich auf den Schlag komme, warten sie auf mich und wollen, dass ich mit ihnen spreche. Sie mögen neben dem üblichen Futter gerne Erdnüsse. Am Flugtag entscheidet oft das Wetter“, berichtet Kulig, der über jede Taube aus seinem Bestand (zur Zeit 80) etwas erzählen kann. Im vergangenen Jahr musste er einen Täuberich aus dem Harz abholen, der sich dorthin verflogen hatte. „Der war ganz schön krank und musste einige Wochen gepflegt werden. Als Dank für meine Hilfe hat er dann einen schwere Preisflug gewonnen.“
Als 13-jähriger Schüler hat Herbert Kulig mit der Zucht von Tauben begonnen, im Schweinestall seines Onkels Wilhelm Schnittker am Postweg seinen ersten Schlag eingerichtet und für den Verein Heimattreue Spexard geschickt. Den Brieftaubenzuchtverein Sieglinde Spexard hat er dann 1948 mitgegründet. „Die Ausübung des Taubensports nach dem Krieg war sehr schwer. Die Einsatzstelle musste mit dem Fahrrad erreicht werden und die heimkehrenden Tauben musste ich zu einem Vereinskameraden bringen, weil ich am Anfang keine Konstatieruhr hatte, in der der Gummiring mit den entsprechenden Daten eingegeben werden musste“, erinnert sich Herbert Kulig. Die Tauben wurden damals noch in Gütezügen zum Auflassort transportiert.
Die Ausübung des Taubensports ist heute wesentlich einfacher als noch vor 60 Jahren. Die Auswertung übernimmt ein elektronisches Konstatiersystem. Nach dem Wettflug werden die Daten zur Auswertung der Ergebnislisten (Preisliste) an ein Rechenzentrum übergeben. Die Identifikation der einzelnen Taube geschieht mittels eines geschlossenen Nummernringes. Die Flugsaison reicht für die Alt – und Jungtauben von April bis September. Die Alttauben legen pro Flug bis zum 1000 Kilometer zurück bei einer Geschwindigkeit von rund 100 Stundenkilometern. Die Zukunft seines Hobbys sieht Herbert Kulig mit gemischten Gefühlen. „Uns fehlt der Nachwuchs. Du musst jeden Tag auf dem Schlag sein und die jungen Menschen haben einfach ein anderes Freizeitverhalten. Trotzdem ist es für mich jeden Tag wieder faszinierend mit den Tieren umzugehen. Es gibt kein schöneres Hobby.“



Letzte Änderung: 3. März 2009