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Behindertengerechten Wohnraum auf Weweler-Areal

 
Der Startschuss erfolgt in wenigen Tagen: Auf dem Areal der früheren Zimmerei Weweler baut Joachim Sunderkötter ein behindertengerechtes Passivhaus, das modernsten Klimaschutz-Standards entsprechen soll. Er investiert fast eine Million Euro.

Vor fast 20 Jahren hat Joachim Sunderkötter aus Spexard zu den Solar-Pionieren im Kreisgebiet gehört: Gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern investierte er damals zwei Millionen Mark in eine große Photovoltaik-Anlage in Hollen. Jetzt errichtet der 54-Jährige in der Stadt das wohl erste behindertengerechte Passivhaus in Holzrahmenbauweise. Er fährt kein normales Auto, er baut kein normales Haus: Dass den regenerativen Energien die Zukunft gehört, hatte der gelernte Elektro-Installateur spätestens 1995 erkannt, als er mit Matthias Markstedt und Hermann Dreesbeimdieke die Firma Energetik gründete. Seine seither in der Solarbranche gesammelten Erfahrungen lässt Sunderkötter jetzt in geballter Form in sein bemerkenswertes Bauprojekt einfließen, das auf dem Areal der früheren Zimmerei Weweler an der Bruder-Konrad-Straße entsteht. Dort investiert Sunderkötter fast eine Million Euro in ein Wohn- und Geschäftshaus. »Im Januar oder Februar geht es los, fertig soll das Gebäude im Juli sein«, sagt der Unternehmer, der sich dem Klimaschutz verschrieben hat. An der kurzen Bauzeit allein wird schon deutlich, dass es sich nicht um ein Haus in herkömmlicher Bauweise handeln kann.
Lediglich Keller und Treppenhaus will der Spexarder massiv ausführen lassen, alles andere wird seinen Angaben nach in der aus vorgefertigten Teilen bestehenden Holzrahmenbauweise errichtet, die dem mittelalterlichen Fachwerk ähnelt und im 19. Jahrhundert in Nordamerika weiterentwickelt wurde. Beauftragt hat er mit den Holzrahmen-Arbeiten Zimmermeister Frank Vielstädte aus Herzebrock-Clarholz.
Die Isolierung will er dabei so weit optimieren, dass die hohen Standards eines Passivhauses erfüllt werden. Demnach dürfe ein solches Gebäude pro Jahr maximal nur 15 Kilowattstunden Wärmeenergie pro Quadratmeter verbrauchen, was 1,5 Litern Heizöl entspreche. »Die Stromversorgung für die installierten Wärmepumpen, Lüftungs- und Hausgeräte sowie für Licht wird zum größten Teil mittels einer Photovoltaikanlage erzeugt«, erläutert Sunderkötter.

Der Bauherr, der zwischen seinem Wohnhaus an der Lukasstraße und dem Bauareal schräg gegenüber der Gärtnerei Eickhoff in einem Sportwagen mit Elektroantrieb unterwegs ist, möchte mit dem Neubau Wohnraum hauptsächlich für behinderte Menschen schaffen. »Da ist in Gütersloh der Bedarf groß«, sagt Sunderkötter. Demnach gebe es bei der städtischen Behindertenbeauftragten »mindestens 200 Anfragen«, berichtet der frühere Fußballer des SV Spexard.
Neben den vier Wohneinheiten soll in dem Passivhaus die Physiotherapie-Praxis seiner Ehefrau Katja einziehen, die seit zwölf Jahren selbstständig tätig ist. »Dadurch hat sie ständig mit körperlich eingeschränkten Menschen zu tun und weiß um die alltäglichen Probleme dieser Leute Bescheid«, berichtet Joachim Sunderkötter, »daher kennen wir in der Stadt die schlechte Versorgung mit adäquatem Wohnraum, speziell für Rollstuhlfahrer.« Daher sollen sämtliche Ebenen des Neubaus über einen Fahrstuhl zu erreichen sein, »die Bäder und Toiletten werden alle rollstuhlgerecht«, betont er. »Alle Türen werden extra breit und verfügen teilweise über elektrische Antriebe, die Türen zu den Balkonen erhalten nur eine kleine Schwelle«, berichtet der 54-Jährige. Er kenne Menschen, »die waren schon Jahre nicht mehr auf ihrem Balkon, weil sie im Rollstuhl sitzen. Das darf nicht sein.«
(Westfalenblatt vom 19.12.2013)



Letzte Änderung: 12. Oktober 2014