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Ein stummer Zeuge der Deutschen Geschichte - Der Meilenstein an der Autobahn 2 bei Spexard

 
Seit 1954 steht der Meilenstein mit der Aufschrift "Berlin 400 Kilometer" an der Autobahn 2 bei Spexard

Der Berliner Bär hat eine lange Tradition. Das Wappentier der Bundeshauptstadt hat eine Geschichte die bis in das Jahr 1280 zurückreicht. Heute ist der braune Bär von der Spree das wohl bekannteste Aushängeschild der geschichtsträchtigen Weltstadt. Einer seiner „kleinen Brüder“ steht an der Autobahn 2 zwischen Raststätte und Anschlussstelle Gütersloh in Fahrtrichtung Hannover, und feiert in diesem Jahr erst seinen 50. Geburtstag.

Es war Hans-Christoph Seebohm, der Bundesminister für Verkehr aus dem Kabinett Adenauer, der in einem Schreiben vom 24. November 1953 die Anweisung zur Aufstellung von Meilensteinen gab, die auf der Vorderseite den Berliner Bären mit der Kilometerangabe zeigen sollten. Die Verbundenheit der Bundesrepublik Deutschland mit Berlin sollte damit zum Ausdruck gebracht werden. Nach dem niedergeschlagenen Arbeiteraufstand in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953 war die Lage zwischen den beiden deutschen Staaten sehr angespannt. Noch im gleichen Jahr machte der Bundestag den 17. Juni zum Tag der Deutschen Einheit und somit zum gesetzlichen Feiertag. Im Rahmen vieler Bekenntnisse zur Viersektorenstadt Berlin wurde nach dem Vorschlag mehrerer Bundesministerien der Bau von 17 Meilensteinen beschlossen, als Erinnerung an die blutigen Ereignisse im Arbeiter- und Bauernstaat. Die Meilensteine sollten auf die eigentliche Hauptstadt Deutschlands hinweisen, heißt es in dem Schreiben des Verkehrsministers. Einer der ausgesuchten Standorte war an der A 2 in der ehemaligen Gemeinde Spexard im Kreis Wiedenbrück.
Mit der Aufstellung des Meilensteines im Aufgabenbereich des damaligen Landesstraßenbauamtes Kamen wurde die Autobahnmeisterin Oelde betraut. Der von der Portlandzementfabrik Dyckerhoff & Söhne in Wiesbaden-Amöneburg gefertigte Stein wurde dann vom 18. bis 20. Januar 1954 auf dem Mittelstreifen aufgestellt. Das Fundament hatte die Firma Nahrmann & Co aus Oelde gegossen. Die Kosten für die Herstellung des Fundaments und die Abholung des Meilensteins aus Wiesbaden übernahm die oberste Straßenbaubehörde von Nordrhein-Westfalen. Die Kosten für den Sockel betrugen 108,50 Mark.
Als Zweiter von insgesamt Siebzehn Meilensteine aufgestellt, wurde der „Bär von Spexard“, wie er im Volksmund genannt wird, dann am 30. Januar offiziell bei Kilometer 349,680 eingeweiht, und trägt die Aufschrift „Berlin 400 Kilometer“. Vom Meilenstein bei Spexard bis zum Brandenburger Tor Unter den Linden sind es übrigens genau 400 Kilometer.

Auf den Bundesautobahnen in NRW wurde im gleichen Jahr noch zwei weitere Meilensteine aufgestellt. Stein Nummer 4 steht an der A 2 zwischen Recklinghausen und Gelsenkirchen-Buer bei Kilometer 350 mit der Aufschrift „Berlin 500 Kilometer“. Der dritte Bär im Bunde wurde an der Autobahn Köln-Frankfurt zwischen Aachener Abzweig und Köln-Königsforst an der A 3 bei Kilometer 1,750 aufgestellt, und dokumentiert die 600 Kilometer zwischen den Metropolen an Rhein und Spree.
Die Ruhe des Bären auf dem „Brock“ bei Spexard wurde 1962 das erste Mal gestört. Weil der Verkehr in der Zeit des Wirtschaftswunders erheblich zugenommen hatte, wurde der Mittelstreifen auf der A 2 zwischen Dortmund und Hannover mit Leitplanken versehen. Weil der Meilenstein nach diesem Bauvorhaben nicht mehr im Blickfeld stand, wechselte er am 18. Oktober 1962 an den Seitenstreifen. Die zweite Ruhestörung erlebte der Bär dann in den Mittagsstunden eines warmen Sommertages 1996. Am 10. Juni, die A 2 war noch nicht auf drei Fahrstreifen ausgebaut, verunglückte ein mit Rübenkraut beladender LKW, der den Bären von seinem Sockel riss. Die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei sammelten die Reste ein, und sorgten schnell für einen neuen Bären am gleichen Standort. Im März 1997 stand er dann wieder in voller Pracht an alter Stelle. Die Steinbildhauerei Düchting aus Soest hatte für 4.168,75 Mark den Stein rekonstruiert und den Berliner Bären in Stein gemeißelt. Seinen wohl endgültigen Platz hat er jetzt nach dem dreispurigen Ausbau gefunden. Einer seiner treusten Freunde ist Nachbar und Landwirt Norbert Becker.



Letzte Änderung: 14. September 2013