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Grenzen beim Schnatgang hautnah erlebt

 
Einer der letzten Grenzsteine im Dreiländereck Avenwedde-Spexard-Verl

Heutzutage ist es dank moderner Technik kein Problem, Grenzziehungen exakt festzulegen. In früherer Zeit war das wesentlich schwieriger. Mit Schnatgängen wurden die Grenzen und Grenzsteine kontrolliert, und eventuelle Grenzüberschreitungen angemahnt. Der Heimatverein Spexard hat die Tradition der Schnatgänge wieder aufleben lassen, und bot seinen Mitgliedern einen Gang entlang der Grenze nach Avenwedde und Verl.

Von der Avenwedder Strangmühle startete die stattliche Wandergruppe mit Kind, Hund und Kegel in Richtung „Dreiländereck“ (Avenwedde, Verl und Spexard). Entlang des Menkebachs und der Dalke wurde den Interessierten der langwidrige Grenzstreit des 16 Jahrhunderts zwischen dem Amt Reckenberg und der Grafschaft Rietberg nähergebracht, der von 1510 bis 1569 dauerte, und mit der Inhaftierung des Rietberger Grafen Johann gipfelte. Während der sieben Kilometer langen „Schnat“ konnte die Grenze hautnah an zwei alten Grenzsteinen von 1774 erlebt werden. Die Steine wurden vor 225 Jahren vor 22 Reichsmark von einem Bielefelder Steinmetz gefertigt und mit Pferd und Wagen abgeholt. Die Kosten teilten sich die Grafschaft Rietberg und das Amt Reckenberg. Das osnabrückische Wagenrad und der Rietberger Adler sind heute noch deutlich zu erkennen. An Zwölf Standpunkten der insgesamt 60 im Jahre 1774 gesetzten Steine zwischen Friedrichsdorf und Langenberg hatten bereits 1583 erste Grenzsteine gestanden. Vom „Dreiländereck“ in der Sürenheide bis zur Autobahn in Höhe der Spexarder Straße hat diese Grenze heute noch Bestand.

 
Auf Wanderschaft

Während die Grenze nach Avenwedde durch markante natürliche Begrenzungen wie Flussläufe und der Zugehörigkeit der Ländereien gebildet wurde, hat die Grenze nach Verl ein eigenartiges Gebilde. An der engsten Stelle im Bereich des „Hüttensbrinks“ war die alte Grenze nur 500 Meter breit. Geschichtshistoriker vermuten, dass die einstige Bauerschaft Spexard wesentlich größer war und sich auf einer Breite zwischen Ölbach und Dalke bis zur Straße zwischen Verl und Friedrichsdorf reichte. Einige Teile dieses Gebiets kamen 1970 wie die Gemeinde Spexard im Rahmen der kommunalen Neuordnung zur Stadt Gütersloh. Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee und Kuchen, gebacken vom Spexarder Schützenkönig Martin Thiesbrummel, klang die historische Strecke am Gerätehaus der Feuerwehr Spexard aus. Im kommenden Jahr folgt der 3. Schnatgang an der Grenze zu Varensell entlang.



Letzte Änderung: 13. September 2004