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Zum Tod von Papst Johannes Paul II - Ein Spexarder in Rom berichtet

 
Pater Wilhelm Steckling wurde 1947 in Spexard geboren, legte sein Abitur in Borken ab. 1974 wurde er in der Bruder-Konrad-Kirche zum Priester geweiht, anschließend arbeitete er in der Mission in Paraguay. Seit 1992 lebt er in Rom. Von 1998 übt er das Amt des Generaloberen des Ordens „Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria“ aus.

Die Welt trauert um Johannes Paul II. Als „Spexarder in Rom“ wurde ich gebeten, einige meiner Eindrücke während dieser Tage zu schildern. Es gäbe vieles zu berichten. Was mich am meisten beeindruckt, ist eine gewissen Feierlichkeit, die in der Luft zu liegen scheint, seit der Papst im Sterben lag; eine Atmosphäre wie an den Hochfesten. Die Italiener haben dem toten Papst vor allem durch eine große Stille Respekt gezollt. Der Wahlkampf für die Regionalwahlen am letzten Sonntag wurde schon am Freitag unterbrochen, alle Fußballspiele hatte man abgesagt. Tausende warten nun auf die Gelegenheit, ihn im Sarg aufgebahrt zu sehen und an ihm vorbeizuziehen. Ich bereite mich vor, bei der Totenmesse dabei sein. Rom erwartet über eine Million Pilger.

Dieser Papst war wie keine anderer der Pfarrer der Welt und dazu ein Mensch des Kontaktes mit allen: Christen und Gläubigen anderer Religionen, einfachen Leuten und den Mächtigen dieser Erde. Trotzdem hatte man den Eindruck, wenn man in seine Nähe kam, als einzelner von ihm angesprochen zu sein. Ich habe mehrmals seine Hand drücken können. Zweimal durfte ich bei seiner Messe in der Privatkapelle dabei sein, ich habe ihn während meiner Jahre in Paraguay in unserer eigenen Mission der Hünfelder Oblaten begrüßt, ich sah ihn während der letzten Bischofsynode für Europa einen Monat lang den Vorsitz führen, und bei der Gelegenheit waren wir sogar einmal oben bei ihm zum Mittagessen eingeladen. Er bemerkte, als ich ihm als der Generalobere der Oblaten vorgestellt wurde: Ach ja, die Oblaten, ja die kenne ich wohl. Er kannte uns, besonders meine Vorgänger Erzbischof Zago, der das erste Weltgebetstreffen der Religionen in Assisi für ihn vorbereitet hatte. Zu Zeit der Synode war er schon ganz gekrümmt und wirkte klein – das machte die Begegnung mit diesem Großen der Weltgeschichte um so eindrucksvoller.

Als Missionar sehe ich in Johannes Paul II vor allem einen Zeugen unseres Glaubens. Er wollte Christus allen nahebringen, und unter allen verstand er „alle“ – er wies keinen zurück, nicht einmal den, der beinahe sein Mörder geworden wäre. Ich glaube, wir werden ihn bald als Heiligen verehren.

Mit herzlichen Grüßen aus Rom

Ihr P. Wilhelm Steckling, O.M.I.

Informationen über den Orden „Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria“: www.oblaten.de

Der Petersdom in Rom: Sitz des Papstes

Der Apostolische Palast: In der obersten Etage lebte der Papst.



Letzte Änderung: 18. Mai 2005