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Die Kriegerkameradschaft löst sich auf

 
Bei der Fahnenweihe am 8. August 1929: Der Vorstand des Kriegervereins mit den Fahnenträgern. Die Aufschrift "Sie starben, damit wir leben" steht auch heute noch gut erkennbar auf dem Monument geschrieben.

Die Kriegerkameradschaft Spexard löst sich 94 Jahre nach ihrer Gründung auf. Die außerordentliche Generalversammlung beauftragte im Vereinslokal Spexarder Krug den Vorstand mit der Abwicklung. Die Mitgliederzahl des Christi Himmelfahrt 1919 als Kriegsteilnehmerverein Einigkeit Spexard gegründeten Verein war auf 45 gesunken. Zur letzten Amtshandlung am Sonntagabend erschienen 12 Mitglieder. "Der Tag der Vereinsauflösung war abzusehen und zeichnete sich seit einigen Jahren ab. Wir konnten für den Vorstand keine neuen Mitglieder mehr gewinnen", begründete Vereinsvorsitzender Norbert Brinkrolf den Schritt. Der älteste Verein in Spexard hört damit auf zu existieren. "Der Kameradschaft hat viel für die Kriegerwitwen und die Hinterbliebenen der Kriegsteilnehmer geleistet. Es ist gut, dass wir seit 64 Jahren Frieden in Deutschland haben und wir den Verein nicht mehr benötigen", sagte Brinkrolf. "Ich finde es trotzdem komisch, und mir fällt es nicht leicht, den Verein aufzulösen."

Die Traditionen der Kriegerkameradschaft übernimmt die Schützenbruderschaft St. Hubertus Spexard. In einem Übernahmevertrag wurden die Pflege der Traditionsfahne, die Ausrichtung der Feierstunde am Volkstrauertag und die Pflege des Ehrenmals geregelt. Die Schützen übernehmen zusätzlich die Herrichtung des Segensaltars zu Fronleichnam, und der Heimatverein als Unterabteilung der Schützen kümmert sich um das Archiv. Der Vorstand der Schützenbruderschaft hatte sich einstimmig dafür ausgesprochen. Die Fahne erhält einen Ehrenplatz im Pfarrheim der Bruder-Konrad-Gemeinde. Das Guthaben des Vereins wird nach der Abwicklung auf die Spexarder Kirchengemeinde und der Schützenbruderschaft aufgeteilt. "Das Geld bleibt im caritativen Bereich", stellte Vikar Markus Henke klar. Der Geistliche, selbst Mitglied der Kriegerkameradschaft, hatte den aus sechs Paragrafen bestehenden Vertrag mit Norbert Brinkrolf ausgearbeitet. Im Paragraf 6 heißes es: Sollte sich eine neue Kriegerkameradschaft im Sinne eines eingetragenen Vereins bilden, so verpflichtet sich die Bruderschaft zur unentgeltlichen Herausgabe von Archiv und Fahne.

 
Wickelt ab: Der letzte Vereinsvorsitzende Norbert Brinkrolf.

Die Kriegerkameradschaft hat in ihrer Geschichte viel geleistet. Das erste Sommerfest am 29. Juni 1919 verlief glänzend. Der erwirtschaftete Überschuss belief sich auf 1.262 Reichsmark. Der Vprrstand um den Vorsitzenden August Tiesbohnenkamp setzte sich von Beginn an für die Hinterbliebenen der beiden Weltkriege ein. Das Kriegerdenkmal von Spexard wurde am 13. Mai 1926 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Der Vereinskamerad Josef Siepmann hatte an der Verler Straße das Grundstück zur Verfügung gestellt. 1973 musste es der Straßenverbreiterung weichen und wurde am neuen Standort im Schatten der Pfarrkirche wieder aufgebaut. Mit Bescheid vom 27. November 2001 wurde das Kriegerdenkmal in die Denkmalliste der Stadt Gütersloh eingetragen. Die Weihe der Fahne fand am 8. August 1929 statt. Die Feste der Kriegerkameradschaft waren sehr gut besucht und hatten damals einen höheren Stellenwert als die Schützenfeste der beiden Spexarder Vereine. Nach dem 2. Weltkrieg gründete sich der Verein 1951 neu. Das Vermächtnis der Kriegstoten zu erhalten und die Öffentlichkeit immer wieder auf die Folgen jener furchtbaren Ereignisse hinzuweisen, waren die Ziele der Kameradschaft. In den folgenden Jahren entwickelte sich unter dem Vorsitzenden August Tiesbohnenkamp ein recht reges Vereinsleben mit geselligen Ausflügen und Festen. Weitere Vorsitzende waren Robert Mahne, Bernhard Kaupenjohann und Walter Großehagenbrock.

Das 75-jährige Bestehen konnte 1994 noch groß gefeiert werden. Die Zahl der Mitglieder sank in den vergangenen Jahren drastisch. Den Vorsitz übernahm Norbert Brinkrolf am 6. März 2005 von Walter Großehagenbrock. Die Fahne wurde 2010 überarbeitet. Die Kriegerkameradschaft konnte die große Investition in Höhe von rund 4.500 Euro nur mit Mühe stemmen. Neben bestehenden Rücklagen veranstaltete die Kriegerkameradschaft im Juni 2010 ein Fahnenfest im Spexarder Bauernhaus. Die Ordensschwestern aus dem Kloster Osnabrück brauchten mehrere Monate, um die Vereinsfahne in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Fahne ist seither wieder neuwertig und kam zur Fronleichnamsprozession 2011 das erste Mal nach der Restaurierung wieder zum Einsatz. Dem 2011 gewählten letzten Vorstand gehörten noch Patric Puls (2. Vorsitzender), Heinz Krebs (1. Schriftführer), Georg Josko (2. Schriftführer), Eckhard Brinkmann (Kassierer), Heinrich Tiesbohnenkamp, Paul Diermann, Robert Hollenhorst und Heinrich Budde (alle Beisitzer) an. Das letzte Winterfest fand im Januar 2012 im Spexarder Krug statt. Wegen der geringen Besucherzahl beschloss der Vorstand, kein weiteres Fest zu veranstalten.



Letzte Änderung: 12. Oktober 2014