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Veterinäre der Spexarder Tierklinik sind Tag und Nacht im Einsatz

 
Tierärztin Petra Bisplinghoff nimmt bei dem sechsjährigen Hund Pepsi eine komplette Zahnsanierung vor. Der Hund liegt seitlich auf dem OP-Tisch, eine Sicherheitsvorrichtung stellt sicher, dass der voll narkotisierte Hund nicht doch zubeißt.

Die humanmedizinischen Krankenhäuser in Gütersloh kennt fast jedes Kind. Dass aber südlich der Kreisstadt noch eine weitere Klinik existiert, wissen die Wenigsten. Und das, obwohl in der "Tierärztlichen Klinik für Kleintiere" von Doktor Christian Suschka zwar nur die kleinsten, aber trotzdem oft innig geliebten Familienmitglieder versorgt werden. Wenn es sein muss, sogar mitten in der Nacht.

Das Telefon von Tierarzthelferin Stefanie Kruppke klingelt, es ist ein Uhr nachts: Notfalleinsatz in der Tierklinik - ein Pudel wurde beim Gassi-Gehen von einem Streuner angefallen und schwer verletzt. Es geht um Leben und Tod. In Sekundenschnelle steigt die 22-Jährige in ihre Arbeitskleidung. Sie hat heute Nachtdienst, wurde von Tierärztin Dr. Christel Kohl-Leggemann aus dem Bett geklingelt. In wenigen Minuten muss Stefanie bei der Not-OP assistieren, jeder Handgriff muss dann sitzen.


"Natürlich fallen solche nächtlichen Einsätze nicht leicht", sagt sie später. "Aber ich liebe Tiere und habe mir diesen Beruf deshalb gewählt. Solche Einsätze gehören einfach dazu." Der schlimm zugerichtete, mit klaffenden Wunden an Bauch und Kopf eingelieferte Pudel Jimini konnte durch den schnellen Einsatz der Tierärzte gerettet werden. Es war Rettung in letzter Sekunde.

Anders als bei den Krankenhäusern für Menschen müssen die Tierärzte an der Neuenkirchener Straße nicht die ganze Nacht vor Ort sein. Das benötigte Personal wird per Notfallhandy in aller Kürze zusammengerufen. Im schlimmsten Fall können die Tierärzte der Klinik drei Operationen gleichzeitig durchführen, elf tierische Patienten können stationär aufgenommen werden. "Vom Wellensittich bis zum 60-Kilo-Hund ist für alle bei uns Platz", sagt Cheftierarzt Suschka. Bei besonders ansteckenden Krankheiten stehen Bello & Co. sogar Isolierboxen und ein ganzes Isolierhaus zur Verfügung.

 
Seine Besitzer wollten Straßengrabenmischung Lucky eigentlich einschläfern. Das bekamen Liane und Christian Suschka nicht übers Herz und retteten dem vergifteten Hund das Leben.

Im Kreis Gütersloh ist die Tierklinik die einzige ihrer Art. Der Tierarzt relativiert: "Im Grunde sind wir eine große Tierarztpraxis mit anderer Frequenz und besonderer Präsenz. Viele Tierhalter wissen gar nicht, dass sie bei uns tagsüber auch Termine für Impfungen oder Kastrationen machen können."
Das Besondere der seit 17 Jahren bestehenden Tierklinik ist ihre 24-Stunden-Notfallaufnahme. "In der Nacht hatten wir gleich drei Patienten", berichtet Dr. Petra Bisplinghoff von ihrer letzten Nachtschicht. "Eine Katze, die aus dem Fenster gefallen war, ein Kaninchen, das die Hitze nicht vertrug, und ganz spät folgte noch ein Hamster mit Kreislauf- und Atemproblemen."

Gerade bei Hitze häufen sich Notfälle bei alten oder falsch gefütterten Tieren. "Allerdings ärgerlich, wenn Herrchen und Frauchen mitten in der Nacht trotz kleinerer Beschwerden gleich Lebensgefahr wittern", sagt Tierarzthelferin Stefanie. Sie schmunzelt - das komme öfter mal vor. "Aber wir müssen die Menschen und ihre Sorgen ernst nehmen. Das ist wichtig und richtig."

Auch Chefarzt Dr. Suschka schreibt Tierliebe groß. Mit seiner Frau Liane hält er auf dem benachbarten Grundstück 39 Enten, zehn Schafe, fünf Katzen, zwei sehr zutrauliche Galloway-Kühe, mehrere Hühner und den zotteligen Hund Lucky. Wie die meisten seiner Tiere war auch der damals zweijährige Lucky einer seiner Patienten. "Die Besitzer wollten ihn einschläfern lassen", sagt er. "Nach vielen erfolglosen Behandlungen wegen seiner Rattengiftvergiftung hatten sie kein Geld mehr für die nötige Bluttransfusion. Ich habe Lucky trotzdem aufgepäppelt und seitdem gehört diese lustige Straßengrabenmischung zu uns." Der 56-jährige Veterinär lacht und streichelt den Hund hinterm Ohr. Lucky und viele andere Patienten verdanken dem Gütersloher Klinikpersonal ihr Leben. In Luckys Augen ist deutlich seine Dankbarkeit zu sehen. Denn hier wird nicht nur geheilt, sondern Tierliebe gelebt.
(Neue Westfälische vom 7. August.2006)



Letzte Änderung: 10. Oktober 2006