![]() | Stükers Kreuz |
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Ein Blick in die Werkstatt der Bildhauerei A. Mormann in Wiedenbrück. |
Anton Mormann (1851 – 1940) war ein Akademischer Bildhauer der „Wiedenbrücker Schule“, mit der das in der alten Kreisstadt und seiner Umgebung im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts blühende Kunsthandwerk des Historismus bezeichnet wird. Es handelt sich um einen lokalen Verbund von Werkstätten, in denen überwiegend kirchliche Ausstattungskunst hergestellt wurde. Mormann stammte aus Sünninghausen bei Oelde und absolvierte eine Bildhauerlehre bei Anton Goldkuhle in Wiedenbrück. In der Werkstatt von Anton Mormann wurden fast ausschließlich sakrale Gegenstände hergestellt. Bis zu zehn Mitarbeiter waren ständig angestellt.
Ein Werk aus der Werkstatt von Anton Mormann – der einige Semester an der Berliner Kunstakademie studierte - ist 1915 in Spexard aufgestellt worden. Das von Mormann geschaffene Hofkreuz war 1915 von den Eheleuten Stüker in Auftrag gegeben worden, wobei laut überlieferter Unterlagen die Kosten damals 288 Mark betrugen. Aufgestellt wurde es auf deren Hofstelle Spexard Nummer 11 (heute Stükerkamp 40) am Karfreitag 1915, wo es sich bis 1949 befand. Damals wurde es in den Garten des neu errichteten Wohnhauses von Theo Stüker (heute Bonifatiusstraße) umgesetzt, wo es bis in die 1960er Jahre das Ziel der Karfreitagsprozessionen war. Das Hochamt in der Bruder-Konrad-Kirche am Palmsonntag beginnt seit 1992 auf Initiative von Pfarrer Bernhard Müller in der Gemeinde an dieser Stelle. Am Palmsonntag wird der Einzug Jesu Christi in Jerusalem gedacht. Die Palmzweige werden gesegnet und es geht zum Hochamt in das Gotteshaus.
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Diese Rechnung schickte die Bildhauerei A. Mormann an den Kolon Stüker. |
Aus der Schulchronik der Weweler-Schule wissen wir heute das genaue Datum der Aufstellung.
„Am hl. Karfreitag des Kriegsjahres 1915 hat die Familie Colon Stüker von hier ein schönes Kreuz errichten und durch den Herr Vikar Schulte einweihen lassen. Die Nachbarn wohnten der Einweihung andächtig bei. Das Kreuz, beschattet von Tannen, steht am Wege zw. Colon Stüker und Colon Kosfeld.“
Als Vorbild für das Hofkreuz in Spexard diente ein von Mormann gefertigtes Kreuz im Wiedenbrücker Stadtholz. In einem erhaltenen Brief vom 2. März 1915 von Anton Mormann an den „Gutsbesitzer“ Stüker beschreibt dieser den Standort in Wiedenbrück und listet die genauen Kosten auf.
„Der Korpus Christi aus bestem Eichenholz, aus einem Blocke ausgeführt, kostet wie ich schon mitteilte, 160 Mark. Das Kreuz ebenfalls von gutem Eichenholz 86 Mark. Für den farbigen Anstrich des ganzen Kruzifixes habe ich an den hiesigen Maler Grewe 42 Mark zu bezahlen. Das Kruzifix kostet also fix und fertig ab hier 288 Mark. Die Fuhre von hier nach dort, denke ich, werden sie selber ausführen lassen.“
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So sah Stükers Kreuz in den 1960er Jahren aus. |
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Diese Aufnahme ist im Jahr 2020 entstanden. |
Der damalige Einfluss der Katholischen Kirche auf die Beschaffenheit und den Termin der Weihe ist noch zu erwähnen. Der Vikar Heinrich Schulte, der von 1913 bis 1919 in der St. Pankratius-Gemeinde wirkte, wird in dem Brief von Mormann an Stüker zweimal erwähnt.
„Der hochw. Herr Kaplan Schulte in Gütersloh äusserte, dass dieses Kruzifix ein mustergültiges schönes Stück Arbeit werden müsse und erklärt sich damit einverstanden, da das von mir für die Stadt Wiedenbrück für das Stadtholz gelieferte Kruzifix, inbezug auf Form, Grösse und auch auf den farbigen Anstrich in künstlerischer Beziehung, ohne Verschwendung daran, mustergültig ausgeführt ist.…Der hochw. Herr Kaplan Schulte hat als Hauptbedingung gestellt das das Kruzifix Karfreitag eingeweiht wird.“