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Aufregung über die neue Lärmschutzwand an der Bruder-Konrad-Straße

 
So, finden die Kritiker, sieht die neue Lärmschutzwand in Spexard aus. Dabei ist dieser Vergleich noch untertrieben: Die Berliner Mauer war 20 Zentimeter niedriger. Außerdem stehen von ihr nur noch Reste.

Wolfgang Hempel ist ein Pendler. Jeden Tag muss er nach Bielefeld, jeden Tag fährt er die Bruder-Konrad-Straße rauf und runter. Viel Spaß machten ihm die Fahrten noch nie, doch seit einiger Zeit sind sie ihm zusätzlich verleidet. "Ich kann den Anblick dieser Mauer kaum ertragen. Unglaublich, was da in die Welt gesetzt wurde." Worüber sich der Spexarder aufregt, ist die neue Lärmschutzwand an der Bruder-Konrad-Straße. Seit zwei Wochen steht sie da, 3,80 Meter hoch und (bislang) 90 Meter lang. "Das ist ein Schandfleck für Spexard", sagt Hempel. "Meine Bekannten sehen das ähnlich. Wir nennen sie nur noch Berliner Mauer."


In der Tat ist Hempel mit seiner Kritik nicht alleine. Die CDU-Ratsfrau Ingrid Hollenhorst sagt, sie werde ständig auf die Lärmschutzwand angesprochen. "Was da passiert ist, scheint niemandem zu gefallen", so Hollenhorst. Auch sie sei "sehr erschrocken" beim Anblick der Mauer gewesen. Sie hoffe, dass sie sich verträglicher in die Landschaft einfüge, wenn sie dereinst begrünt sei.
Dass die Wand im Augenblick nicht gerade eine Zierde für den Ortsteil ist, räumt Michael Zirbel, Leiter des Fachbereiches Stadtplanung, durchaus ein. Er weist aber darauf hin, dass sie den Vorgaben des Bebauungsplanes und des Lärmschutzes entspricht. Sie sei erforderlich, um das Bebauungsgebiet Wiehenweg vor Lärm zu schützen. Rund 25 Häuser sind dort geplant.

"Nach den Vorschlägen des Lärmgutachters hätte die Wand sogar 4,80 Meter hoch werden sollen", sagt Renate Ahrens vom Fachbereich Stadtplanung. Nach längeren Gesprächen mit dem Gutachter sei man dann überein gekommen, dass die Lärmwerte auch bei 3,80 Meter noch zumutbar seien. Für die erste Reihe der Wohnhäuser an der Bruder-Konrad-Straße würden Mischgebietswerte zur Geltung gebracht. Das Erdgeschoss dieser Häuser sei dann ausreichend beruhigt, für das obere Stockwerk seien Schallschutzfenster zu empfehlen.
Laut Renate Ahrens wird die Wand im Endausbau 140 Meter lang sein. Kritikern, die sich wundern, dass das neue Baugebiet vor Autolärm geschützt werden muss, andere, ältere Siedlungen, die zum Teil näher an der Straße liegen, jedoch nicht, entgegnet Ahrens, dass dies mit den unterschiedlichen Vorgaben zusammenhänge. Der Bebauungsplan für den Wiehenweg sei zwar schon alt, er sei aber erst unlängst überarbeitet worden; also seien nun die aktuellen Richtlinien maßgeblich.

Für Reinhold Rossel, langjähriger Spexarder Ratsherr, ist die Wand gleichwohl ein Ärgernis. "Die steht da so verloren in der Landschaft rum, dass man wirklich denkt, man wäre in Schilda. Außerdem ist die Wand so was von hässlich." Rossel, ebenfalls von vielen Bürgern angesprochen, sagt, er ärgere sich, dass nicht versucht worden sei, eine andere Lärmschutzvariante zu wählen, etwa einen Wall.

"Dafür ist nicht genug Platz", entgegnet indes Renate Ahrens von der Stadtverwaltung. Die Wand könne allenfalls "angeböscht" werden, denn zur Straße hin sei es notwendig, eine Versickerungsmulde zu bauen. In zwei, drei Jahren, wenn die Wand begrünt sei, werde sie besser aussehen.
(Neue Westfälische vom 9.11.2006)



Letzte Änderung: 11. Januar 2007