Die Entstehung des Heimatvereins

Wenn jemand von seiner Heimat spricht, dann denkt er an das, was ihm Ursprung und Herkunft bedeutet. Und so soll auch diese Erzählung einer besonderen Spexarder Heimatgeschichte beginnen:
Man schrieb das Jahr 1088, als im Spechtswald der Bauer Boso drei Krüge Honig an das Kloster Herzebrock abgeben musste. Diese Abgabepflicht ist dokumentiert in einer Heberolle des Klosters Herzebrock, die heute im Schloss Rheda archiviert wird. Auf die Erwähnung des Bauern Boso in der Herzebrocker Heberolle gründeten sich im Jahre 1988 die Feierlichkeiten unter dem Motto ”900 Jahre Spexard”.

 
Das Wappen zur 900-Jahr-Feier wurde von Willi Vorst entworfen

Vertreter der örtlichen Vereine und interessierte Bürger und Bürgerinnen gründeten im November 1986 eine Interessengemeinschaft, die sich die Organisation des Jubiläumsjahres zum Ziel setzte. Über das gesamte Jubiläumsjahr verteilt lud die Interessengemeinschaft die Bürger zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Die Veranstaltungsreihe gipfelte in einem großen Volksfest im September 1988. Auch heute erinnert man sich noch gern an die ”900-Jahr-Feier” , die den ganzen Ortsteil näher zusammenrücken ließ und die Zusammenarbeit der Vereine förderte.

Nachdem die Feierlichkeiten erfolgreich abgeschlossen waren, stellte sich die Frage nach einer Fortführung der Arbeiten, die anlässlich des Ortsjubiläums erfolgten. Dies galt aber nicht nur für die Archivierung von gesammelten Fotos, Dokumenten und Texten, sondern auch für das Weiterleben der ”Ortsgemeinschaft” im Sinne der 900-Jahr-Feier.

Die Mitglieder der Interessengemeinschaft suchten nach Möglichkeiten, eine Nachfolgeorganisation ins Leben zu rufen. Es wurde das Gespräch mit den örtlichen Vereinen gesucht. Einen neuen Verein wollte man nicht gründen, da das Spexarder Vereinsleben schon sehr vielfältig war. Dr. Arthur Syring brachte im Auftrag der Interessengemeinschaft ”900 Jahre Spexard” den Wunsch in den Vorstand der Schützenbruderschaft, eine ”Heimatgruppe” als Zweigverein ins Leben zu rufen, denn im Leitsatz der Bruderschaft steht es geschrieben: Für Glaube, Sitte und Heimat.

 
Der 1989 gewählte Vorstand (von links): Heinrich Drücker (2. Vorsitzender), Werner Küster, Bernhard Kaupenjohann (1. Brudermeister), Konrad Geisenhanslüke (Kassierer), Brigitte Stükerjürgen, Werner Stüker (1. Vorsitzender), Markus Schumacher, Ingrid Hollenhorst, Christian Janzen, Hanspeter Liman, Franz Spexard (Interessengemeinschaft 900 Jahre Spexard) und Ralf Kroll (Schriftführer).

Der Oberst der Schützen sprach damals von einer Erweiterung der Vereinsarbeit und verglich dieses bildlich mit dem Anbau an ein bestehendes Haus. Den Verantwortlichen war vor allem wichtig, eine Konkurrenz zwischen der Schützenbruderschaft und der neuen Heimatgruppe auszuschließen, da ja auch die Bruderschaft im wesentlichen Heimatarbeit und Traditionspflege betreibt.

Auf der Sommerversammlung am 17. Juni 1989 im Spexarder Krug wurde unter dem Punkt ”Übernahme 900 Jahre Spexard” bei nur drei Enthaltungen der Bildung einer Heimatgruppe innerhalb der Schützenbruderschaft grundsätzlich zugestimmt.

Am 16. Oktober 1989 trafen sich dann interessierte Spexarder, die ihre Mitarbeit in der Heimatgruppe anboten. An diesem Abend wurden erste Personalentscheidungen vorbereitet und eine Mustersatzung beraten.

Doch es war eine schwere Geburt. Zur Diskussion standen vor allem die rechtliche Einbindung der Heimatgruppe und die Mitgliedschaft von Frauen, da diese nach der Satzung der Schützenbruderschaft nicht aufgenommen werden konnten. Besonders dem umsichtigen Oberst Dr. Arthur Syring und dem Einsatz des zweiten Brudermeisters Franz Spexard ist es zu verdanken, dass der Vorstand der Schützenbruderschaft schließlich einen Weg fand und diesen in einer schriftlichen Vereinbarung festhielt.

Geregelt wurde so, dass der erste Brudermeister stimmberechtigtes Mitglied des Vorstands der Heimatgruppe ist. Gleiches gilt für den Vorsitzenden der Heimatgruppe im Vorstand der Schützenbruderschaft. Männliche Mitglieder der Heimatgruppe sind durch ihren Beitritt zugleich Mitglieder der Schützenbruderschaft. Die weiblichen Mitglieder können die Mitgliedschaft in der Heimatgruppe ohne Aufnahme in die Schützenbruderschaft erwerben.

Rein rechtlich gesehen sollte die Heimatgruppe ein Zweigverein der Schützenbruderschaft werden, ebenso wie der Sportschützenverein. Vorstand, Satzung und Kassenführung sollten dennoch die volle Eigenständigkeit der Gruppe garantieren.

Die Gründungsversammlung folgte am 13. November 1989 und von 60 Anwesenden erklärten 41 Heimatfreunde ihre Mitarbeit in der Heimatgruppe in der Schützenbruderschaft St. Hubertus Spexard. Die Versammlung wählte einen zehnköpfigen Vorstand.

Zwischenzeitlich sind Johannes Masmeier und Friedhelm Stüker in den Vorstand nachgerückt, da Ralf Kroll und Werner Küster auf eigenen Wunsch aus ihren Ämtern ausschieden. Seit November 1990 fungiert Christian Janzen als Schriftführer.

 
Das thüringsche Gotha war 1994 Ziel des Familienausflugs

Die Generalversammlung der Schützenbruderschaft am 22. November 1989 in der Gastwirtschaft Müterthies-Wittag bestätigte die Gründung der Heimatgruppe mit überwältigender Mehrheit. Seitdem arbeiten die Vorstände von Schützenbruderschaft und Heimatgruppe eng zusammen, Aktivitäten und Termine werden abgestimmt.

Im Juni 1992 wurde die Heimatgruppe als ”Heimatverein Spexard” in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Gütersloh eingetragen. Im Oktober 1992 wurde die Gemeinnützigkeit des Vereins durch das Finanzamt Wiedenbrück anerkannt. Die Mitgliederzahl stieg stetig an. Waren es anfangs 41 Personen, so gehörten im März 1994 schon 91 Spexarder dem Heimatverein Spexard an.




Das Aufgabengebiet des Vereins ist sehr breit angelegt. Der Spexarder Heimatverein versteht unter ”Heimatarbeit” nicht nur die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch die aktive Gestaltung der Gegenwart in Hinblick auf eine ansprechende Zukunft im Ortsteil Spexard. So unterhält der Verein zum Beispiel ein umfangreiches Archiv, ein Biotop am Ölbach und den Gedenkstein und die Ortsschilder aus dem Jubiläumsjahr 1988.

 
Josefa & Margret beim Bunten Heimatabend 1994

In Zusammenarbeit mit allen Vereinen im Ort wird jährlich ein Veranstaltungskalender veröffentlicht, der auch die traditionellen Termine des Heimatvereines beinhaltet: Das Osterfeuer, den Heimatabend im November und das Turmblasen am Heiligen Abend. Verschiedene kulturelle Veranstaltungen ergänzen das Programm. Seit 1995 wird jährlich am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, zum Musikfrühschoppen eingeladen. Auch die Reihe der Deelenabende im März eines jeden Jahres erfährt einen regen Zulauf.

Als Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte darf man wohl den Erhalt des Spexarder Bauernhauses für den Ortsteil bezeichnen.

Der Heimatverein Spexard e.V. zählt 395 Mitglieder (Stand: 1. Mai 2008) und freut sich auch auf Ihr Interesse an einer gelungenen Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft!

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Letzte Änderung: 13. September 2022